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Dienstag, 22. November 2016

The Way I Cook Mimi Thorisson und Entschleunigung im November.......

Es muss am morbiden Charme des Monats November liegen, dass in dem elften Monat des gregorianischen Kalenders so viel passiert, Aufbruch und Niedergang dicht beieinander liegen. Allein Wikipedia listet unter dem Stichwort 9. November zahlreiche Ereignisse geschichtlicher, gesellschaftlicher und religiöser Ereignisse auf – und zahlreiche Katastrophen. 
Das ist nur eine Seite dieses trüben, nebligen und mitunter eiskalten Monats. Dabei ist sein Ruf viel besser als wir glauben. Vorausgesetzt man lässt sich darauf ein. Dem November mit seinen Trauersonntagen kann ich nämlich etwas richtig Entspannendes abtrotzen, was neudeutsch mit dem Begriff Entschleunigung bezeichnet wird. In einigen Wochen schon ist davon nicht mehr viel zu spüren, denn dann beginnt das Weihnachtskonsumgeschäft und viele Menschen arbeiten gestresst die Wunschzettel ihrer Familie ab.

Im November aber sind die Straßen mitunter schon am Nachmittag leergefegt. Ein Blick aus dem Fenster verrät: Der einst blühende Garten sieht triste aus und ist von welkem Laub übersät (nur für Leute ohne Puster natürlich!) -  die Natur bereitet sich auf den Winterschlaf vor. Zeit für mich, am Wochenende nachmittags den Kamin anzuzünden und aus dem Weinkeller einen guten Tropfen zu holen. Wenn ich dann am Korken des gelagerten Roten schnuppere, der mich mit seinem Aromenextrakt auf das Gläschen vorbereitet, kann es mir nicht besser gehen: Aus dem Glas kommen herbstliche Düfte, es riecht nach Tabak, Gewürzen und Röstaromen. Was gibt es Schöneres, am Wein zu nippen, während draußen schon die frühe Nacht an die Tür klopft. Jetzt hat die Stunde geschlagen, in Kochbüchern zu blättern oder einen alten Film, den man sich das ganze Jahr schon anschauen wollte, in den DVD-Spieler zu legen. Handy und Computer bleiben bei mir kategorisch aus. Die digitale Welt kann mich mal!
„Herbstlich ist jeder Rückblick, auf eigenes oder auf fremdes Leben, herbstlich ist alle Geschichte, herbstlich ist alle Hingabe an die Erinnerung“, schreibt Hermann Hesse in seinen „Herbstlichen Erlebnissen“. 
Und es ist wirklich so: Im November werden alte Erinnerungen wach, beispielsweise an Bücher, die man vor Jahren in Jugendjahren mal gelesen hat. Ich schreite dann mein Bücherregal ab und hole einen alten Roman von Patricia Highsmith hervor. Oder ich blättere in französischen Kochbüchern, die Wintergerichte anpreisen.
„An den kalten Tagen bevorzuge ich Wohlfühlgerichte, die lange vor sich hin köcheln und deren wunderbarer Duft das ganze Haus durchzieht. Es gibt eben Gerichte, die man in der warmen Jahreszeit nicht wirklich genießen kann und für genau diese Gerichte liebe ich den Winter“, meint Mimi Thorisson in ihrem Buch „Aus meiner französischen Küche“
Sie lebt mir ihrer Familie in einem alten Schloss und vielen Kindern im Médoc.


Ich mache es ihr nach und schnibbel winterliches Gemüse für einen herzhaften Eintopf. Dazu nippe ich an meinem Wein und Diana Kralls entspannte Jazz-Stimme begleitet mich aus dem Lautsprecher. Jeder wie er will. Aber so liebe ich den November. Und das lasse ich mir auch nicht nehmen........ 

Genießen Sie und à votre santé....  Stefan






Freitag, 2. September 2016

Wie ich ins Weinland Languedoc Roussillon kam ....





Es ist die Frage aller Fragen, der ich in meinem ersten Post auf meinem neuen Blog nachgehen möchte. Eine Frage übrigens, die ihr Euch garantiert auch schon mal gestellt habt, nämlich: Wann und wie ist man überhaupt zum Wein trinken gekommen. Vor Jahren – wohl eher Jahrzehnten! -, als der Kühlschrank kein Bier mehr hergab? Sehr witzig - und kaum vorstellbar, denn in dem Fall hätte ich damals garantiert keinen aus heutiger Sicht brauchbaren Rebensaft im Küchenregal gehabt, dafür eher eine süße Fanta. (Colatrinker bin ich bis heute allerdings nur im Kino!)



Meine Marion hatte den ersten Kontakt schon mit 18, mit einer Spätlese – ihre Oma hatte den ganzen Keller voller Wein. Schließlich kommt meine Marion aus Trier. Sie mochte damals schon alle Weine von ihrer Großmutter, nur die Weincreme fand sie, wie sie heute sagt, dafür abscheulich!

Ich kann mich noch an die Verkostungsrunde bei meinen Großeltern erinnern – mit einem Vertreter für deutsche Weine. Altertümliche Etiketten wie ich damals schon fand – und natürlich durfte ich mal probieren, aber es hat mir nix geschmeckt: die Erinnerung daran sagt zu süß oder zu sauer oder einfach bäh!

Erst Aldi (mit Mama und Brie am Freitagabend und frischem Baguette Amselfelder!!, dann später mal im Supermarkt und noch später mit dem Kochen im Weinfachhandel (Supermarkt immer mal wieder, aber immer ein so gesehen teurer Reinfall!) , zwischendurch natürlich auch beim Italiener, die typischen Pizzaweine wie Soave oder Frascati!

Ausschlag gab der Hauskauf meiner Eltern im Languedoc Mitte der 1990er Jahre. War hin und weg von der Region und naturellement von den Weinen !! Es war Liebe auf den ersten Blick - und erst recht auch auf den ersten Schluck. :-) 

Seitdem bin ich von dieser Region fasziniert und angetan. Und meine Marion seit Jahren auch. Als wir vor acht Jahren zum ersten Mal aus Richtung Bezier in den Weinort St. Chinian gefahren sind, waren wir kaum an der mit Platanen bepflanzten Promenade angekommen, als sie sofort sagte: Hier könnte ich leben! Es kommt hier eben alles zusammen: das mediterrane Lebensgefühl, das leichte Essen und eben die kraftvollen, aber auch frischen Rotweine. Nicht nur die: Hier unten im Midi wird Rosé zur jeder Tageszeit getrunken. In diesem Urlaub, vor wenigen Tagen, waren wir auf dem Markt in St. Chinian. Es roch nach würzigem Essen. An einem Tisch saßen mehrere Marktbeschicker und haben gefrühstückt. Und was stand auf dem Tisch? Keine Kaffeekanne, sondern eine Flasche mit hellem Rosé!! So beschwingt kann der Markttag auch beginnen - fast undenkbar für den Wochenmarkt in Norddeutschland. 
Seitdem sind wir gefangen von diesem Landstrich, in dem Wein überall angebaut wird - und mit dem der eigene Lebensunterhalt verdient wird. Das sollte man beim Trinken nicht vergessen. Das Leben als Winzer ist eben harte Arbeit - der Erfolg stellt sich hinterher ein, kann aber auch ungewiss sein. Das Wetter ist entscheidend, der Verlauf des Wachstums der Reben, das richtige Händchen! Bis zu dem Zeitpunkt, wenn die Weinkritiker dieser Welt ihre Punkte verteilen, ist es ein langer Weg. Und für den Winzer zwar wichtig, aber auch wieder uninteressant. Denn dann sind sie schon mit den Gedanken beim neuen Jahrgang. 
Wenn man also in den eigenen Weinkeller geht, beispielsweise im trüben norddeutschen Winter, kann man sich ein Stück mediterrane Region, ein Stück Urlaub ins Glas zaubern - und beim Probieren vom wunderbaren Languedoc träumen.